
Winter: Eis, Schnee und Kälte. Die einen lieben es, die anderen können nichts damit anfangen. Dick eingemummelt geht es nach draussen, andere bleiben lieber zu Hause, fällt das Dach auf den Kopf oder fliegen der Sonne und dem Meer entgegen.
Eveline Hasler möchte mit ihren Worten aufzeigen, was wir vom Winter lernen können. Winter bedeutet auch Zeit der Brache. Die Natur ruht sich aus. Brache ist ungepflügtes, unbebautes Land. Eine Zeit, in der der Acker unbebaut bleibt, damit sich der Boden erholen kann. Wir erleben die Natur in der Phase der Ruhe. Samen, Knollen, Zwiebeln ruhen in der Erde. Pflanzen, Sträucher und Bäume stehen ohne Laub, ohne sichtbare Zeichen ihres Lebens. Sie existieren gleichsam nach innen gekehrt, sammeln Kräfte, um sich erneut zu veräussern. Ist es nicht so, dass wir heute in manchen Dingen den Sinn fürs Ruhenlassen und Kräftesammeln verloren haben?
Ein Termin jagt den anderen, unsere to do-Liste wird immer länger, wir werden überflutet von Nachrichten und Informationen, es gibt gar keine Pause mehr, keine Zeit zum Nachdenken und Überlegen. Wenn im Menschen etwas wachsen und Gestalt bekommen will, braucht es Zeit, Stille und Langsamkeit. Der Ackerboden unserer Seele will von Zeit zu Zeit zur Ruhe kommen, damit er nicht ausgelaugt wird. Schon Jesaja schrieb: «Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.» (Jesaja 30,15). Er sagte dies zum Volk Israel, welches in Gefangenschaft in Babylon war, welches unterdrückt wurde. Sie wollten am liebsten Aufstehen und Widerstand leisten und Jesaja ruft auf zur Umkehr und Ruhe, zu Stille und Vertrauen!
Auch wir heute sind getrieben vom Machen, Anpacken und dies und jenes noch Erledigen. Gefangen wie in einem Hamsterrad, dass sich immer weiterdreht. Dabei lassen wir ausser Acht, dass alles Lebendige eingebunden ist in den Rhythmus von Aufblühen und Vergehen, von Kommen und Gehen, von Anfangen und Beenden, von Aufbrechen und Heimkehren … diesen Rhythmus versuchen wir zu durchbrechen, in dem alles gleichzeitig blühen soll und nichts sterben darf. Der Winter bietet uns eine Decke der Ruhe und Stille an, damit wir wieder zu Kräften kommen, damit wir uns erholen und eine Auszeit nehmen können. Lassen wir uns überschneien ohne Furcht, denn in der Ruhe liegt die Kraft!
Zuerst erschienen im TOP Hiwil Ende Januar 2021