Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde was uns gross und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein.
Kennen Sie dieses Lied von Reinhard Mey? In der Mittelstufe begegnete es mir zum ersten Mal. Grenzenlose Freiheit, keine Ängste und Sorgen danach sehnen wir uns manchmal. Beschrieben wird ein Perspektiven-Wechsel: von oben, aus der Ferne sehen wir auf einmal mehr, unser Fokus verändert sich, wir haben nun ein Weitwinkelobjektiv vor Augen und nicht mehr ein Teleobjektiv, mit welchem wir alles heranzoomen können. Dieser Abstand über den Wolken zeigt uns einen neuen Horizont. Mein Blick weitet sich auch, wenn ich draussen auf meinem Balkon stehe und in die Berge schaue, über die Dächer von Dübendorf, hinab zum Glattzentrum oder einfach in die Wolken. Mir bedeutet dieser Ausblick sehr viel, gerade wenn ich den ganzen Tag zwischen den Häusern unterwegs bin, mit einem vollen Kopf nach Hause komme, wird mir bewusst, da gibt es noch mehr. Ich bin nicht allein, sondern da ist auch Gott, denn seine Güte reicht so weit der Himmel ist und seine Treue so weit wie die Wolken ziehen (Psalm 36,6). Gott war für Mose und das Volk Israel in einer Wolke präsent mitten in der Wüste: unverfügbar, nicht greifbar, aber sichtbar und wandelbar. In der Nacht hat sie sogar geleuchtet. Bei mir zu Hause leuchten die Wolken nicht, aber die Positionslichter der Flugzeuge, die vorbei ziehen. Auch Reinhard Mey geniesst nach dem Summen der Motoren die Stille, geht und senkt seinen Kopf. „In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen:
Wolken spiegeln sich darin. Ich wär‘ gern mitgeflogen.“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch die Kraft und Zeit finden, um ihren Blick zu weiten und einfach mal den Himmel und die Wolken anzuschauen. Vielleicht begegnet Ihnen so Gott.
Zuerst erschienen im „extra“, der Beilage der reformierten Kirche Dübendorf, zum reformiert am 16. Juni 2017