Wer mich etwas besser kennt, der weiss, dass ich viel in der Natur unterwegs bin und Freude an Pusteblumen habe. Zurzeit sind sie überall an den Wegrändern zu sehen. Bestimmt haben Sie sie auch schon entdeckt. Spannend sind vor allem die verschiedenen Stadien des Löwenzahns und damit verbunden, die Wandlung, die er durchmacht.
Der Löwenzahn kann uns als Sinnbild für die Vorgänge um Himmelfahrt und Pfingsten dienen. Die grossen, gelben Blüten erblühen zunächst wie eine kleine Sonne. Wenn die gelben Löwenzahnblumen verblühen, ziehen sich die Blütenblätter zusammen, um sich zu einem zarten Samenball zu formen. Vom Wind in alle Richtungen verweht, verankern sich die Samen in der Erde bis sie, wenn die Zeit im nächsten Frühjahr reif ist, zu einem neuen Löwenzahn heranwachsen.
Von Ostern bis Pfingsten dauert es fünfzig Tage. In dieser Zeit ist einiges passiert. So wie die Löwenzahnpflanze verschiedene Stadien erlebt, durchlebten auch die Jünger Veränderungen. Zu Beginn ist der Blütenkopf leuchtend wie die Ostersonne. Jesus ist auferstanden! Nach einem langsamen Begreifen breitet sich bei den Jüngern immer mehr die Freude aus. An Christi Himmelfahrt ist Jesus zu seinem Vater zurückgekehrt. Er entzieht sich seinen Freunden, damit sie beginnen Jesus in ihrem Herzen zu suchen. Gleichzeitig verspricht er ihnen, dass der Heilige Geist als Beistand und Tröster kommen wird. Zehn Tage verbringen die Jünger in Jerusalem zurückgezogen von der Welt betend und wartend – so wie der verblühte Löwenzahn sich wieder schliesst und wartet bis seine Zeit gekommen ist, sich wieder als Pusteblume zu öffnen. Es ist eine Zeit des Reifens, der Verwandlung. An Pfingsten passiert etwas Aussergewöhnliches: Der Heilige Geist kommt auf die Jünger und spendet ihnen Kraft und Mut in die Welt hinauszugehen und allen von Jesus Christus zu erzählen. Übertragen auf die Pusteblume bedeutet dies, dass ein Windstoss kommt und die kleinen Samen hinaus in die Welt fliegen. Überall können Menschen von Gottes grossen Taten hören. Niemand konnte den Glauben an Jesus aufhalten. Mit den ersten Jüngern und Jüngerinnen an Pfingsten hat es begonnen. Und jetzt gibt es überall Gemeinden wie bei uns. Der Heilige Geist ist lebendig und stark. Er weht wie ein Wind überall hin. Und überall ist der Samen aufgegangen. Die Pusteblume erinnert daran.
Zuerst erschienen im TOP Hiwil Ende Mai 2022